Anwendungen von Musik
Musik wird oft als reine und zweckfreie, zur Unterhaltung eingesetzte Kunst angesehen, ihre gezielte Nutzung ist allerdings weit verbreitet. Zum Wecken bestimmter Emotionen (Werbung, Film), zur Verdeutlichung von Inhalten, die über ein anderes Medium (z. B. Text, Stimme, Video/Animation) übermittelt werden, zu therapeutischen Zwecken und vielem mehr. Ich möchte über einige Bereiche genauer ausführen:
Rezeptive MusiktherapieMusik wirkt auf den Menschen, ob im positiven oder im negativen Sinne - aber sie wirkt immer und zuverlässig. Das Wissen, dass Klänge eine heilende Wirkung auf den Menschen ausüben, ist so alt wie die Menschheit. Klänge und Rhythmen wurden meist von Medizinmännern und Schamanen in Heilungszeremonien eingesetzt, die mit religiösen Praktiken verbunden waren. Monotone, sich stets wiederholende Rhythmen versetzten die Teilnehmer in Trance. Dieser Zustand sollte helfen, mit dem Jenseits Verbindung aufzunehmen. Musik diente als Medium des Übergangs in andere Dimensionen und Bewusstseinszustände. Der Musikmediziner Ralph Spintge setzt Musik vor allem zur Schmerzlinderung ein. »Schmerz- und Gefühlszentrum sind im Gehirn direkt verknüpft«, sagt er. Angst steigert den Schmerz und umgekehrt. Auf seinem Operationstisch hören die Patienten deshalb Musik, die sie nach eigenem Geschmack zusammenstellen – möglichst abwechslungsreich, da auch die Körperrhythmen nicht stur nach Metronom ablaufen. Über 150.000 Patienten haben sich in seiner Klinik bisher zu Musik operieren lassen. Die Anästhesisten sparen dadurch bis zu 50 Prozent Betäubungsmittel. In London hat ein wohlhabender Mann, der von dem heilenden Einfluss der Musik durch und durch überzeugt war, Orchester organisiert, die zu bestimmten Stunden in Krankenhäusern, wo er die Erlaubnis dazu erreichen konnte, Konzerte gaben. Die Wissenschaft hat neue Erklärungen für diese beschleunigten Heilungsprozesse gefunden. Seit einigen Jahren gibt es einen wahren Experimentierboom mit den unterschiedlichsten Instrumenten, Klängen und Naturgeräuschen. Das Ergebnis sind eine Flut von Entspannung-, Motivations- und Heilungs-CD’s für diverse Gesundheitsprobleme und Störungen.
Aktive Musiktherapie Auch aktives Musizieren wirkt therapeutisch. Es gibt Instrumente, wie z.B. die verschiedenen Arten von Trommeln (z.B. Djembe), insbesondere tibetische Klangschalen und australische Didgeridoos, die bereits im Abstand von einigen Metern ein mehr oder weniger starkes Vibrieren des Körpers auslösen und sich deshalb gut zu therapeutischen Zwecken eignen.
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Funktionelle Musik Bereits im 19. Jahrhundert wurde im Zuge der industriellen Revolution versucht, die Leistung der Fabrik- und vor allem der Fließbandarbeiter durch den Einsatz von so genannter „funktioneller Hintergrundmusik“ zu verbessern. Die Musik wurde zwar nicht bewusst wahrgenommen, sollte aber durch eine Erregung im Hirn die Aktivierung des vegetativen (unwillkürlichen) Nervensystems bewirken. Man erhoffte sich dadurch den Ermüdungsprozess bei monotonen Arbeiten hinauszuzögern. Seit den 60er Jahren wird funktionelle Hintergrundmusik zur Beeinflussung von Kunden in Kaufhäusern oder Restaurants eingesetzt. Mittlerweile ist ein eigener, umsatzstarker Industriezweig entstanden, der mit der Entwicklung so genannter Muzak Musik beschäftigt ist, die speziell für den Einsatz in Kaufhäusern und Supermärkten „komponiert“ wird. Anbieter von funktioneller Musik: www.reditune.at
FilmmusikFilmmusik begleitet die Bilder und ist so gestaltet, dass sie meistens das, was der Film zeigen möchte, unterstützt und unterstreicht. Sie nimmt bei der Filmproduktion einen wichtigen Platz ein. Sie kann zur Definierung der Grundstimmung beitragen, Stimmungen erzeugen und Gefühle wecken, Handlungsabläufe und -sprünge verbinden. Sie gibt dem Film eine Umwelt. Nach Erfindung des Kinetoskops von Thomas A. Edison und des Cinématographen der Gebrüder Lumière stellten die Brüder bereits 1895 in Paris erstmals kurze Filme vor, die vor Ort von einem Pianisten live untermalt wurden. Bei anderen Vorführungen gesellte sich noch ein Geiger hinzu, der insbesondere für gefühlsbetonte Musik zuständig war ("schluchzende Violine"). Als Musik verwendet wurden anfangs bereits bekannte Musikstücke aus Opern und Operetten. Die bekannte Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" wurde zum Beispiel für Action- und Angriffsszenen eingesetzt. Später wurde auch Musik direkt für einen Film geschrieben. Die Noten für die Begleitmusiker wurden dann der Filmkopie bei der Distribution beigelegt. Die frühen Filme waren deshalb Stummfilme, da man noch keine Möglichkeit kannte, Tonaufnahmen zu machen. Die Gründe, warum man überhaupt begann, Filme mit Musik zu unterlegen, sind historisch eindeutig belegt:
Seit Mitte der 90er Jahre vollzieht sich in den Kinos nach und nach eine kleine tontechnische Revolution. Dolby Surround und andere High-Tech Tonsysteme verschaffen ein völlig neues Kino-Sound-Erlebnis. Im Hollywoodschocker "Das Schweigen der Lämmer" (USA 1991) setzte Jonathan Demme als einer der ersten Regisseure Töne ein, die von den Zuschauern gar nicht gehört werden. Jedoch wirken sie in Form einer beunruhigenden Vibration direkt in der Magengegend. Die Töne dringen ins Unterbewusstsein und verursachen Angst und Beklommenheit.
Militär und Musik
Wirkung auf Pflanzen und TiereEsoteriker behaupten, bestimmte Musik habe positive Auswirkungen auf das Wachstum von Zimmerpflanzen. Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich sind da jedoch anderer Meinung, sie haben es ausprobiert. Ihr Fazit: Pflanzen haben keinen Sinn für Musik. Bei Säugetieren beispielsweise ist es anders, sie zeigen vergleichbare Reaktionen auf Musikstile wie der Mensch. In der Praxis wird dies vom Menschen auch als Vorteil genutzt: |