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Was ist Musik?
Klangeindruck - menschliche Reaktion
Wirkung auf den Körper
Anwendung von Musik
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Wirkung von Musik auf den Körper

 

Nach dem Sehen ist das Hören die zweitwichtigste Sinneswahrnehmung des Menschen. Bereits im Mutterleib registrieren unsere Ohren Geräusche und lernen die Stimme unserer Mutter von der anderer Personen zu unterscheiden. Etwa ab dem siebten Schwangerschafts-monat hat das ungeborene Kind bereits die Fähigkeit, das Gehörte richtig einzuordnen, ob es für ihn angenehm oder unangenehm ist, harmlos oder gefährlich. Bereits im Alter von vier bzw. fünf Monaten reagieren Ungeborene differenziert auf Musik. Bestimmte Lieder wirken auf sie beruhigend, während andere die Babys zu strampelnden Bewegungen animieren.
Die meisten Zweijährigen tanzen spontan zur Musik, ein Zeichen dafür, dass nicht nur Gehör und Gefühl, sondern der ganze Körper auf Klänge reagiert.
Die Musikpädagogin Dorothée Kreusch-Jacob hält die Fähigkeit, von Musik berührt zu werden für genauso angeboren, wie die Fähigkeit, Sprache zu erlernen. „Jedes Kind ist offen und bereit, die Welt des Klanges in sich aufzunehmen und sich auf musikalische Weise auszudrücken“, meint sie deshalb.

Musik hat einen großen Einfluss auf die körperliche Befindlichkeit und wirkt auf die Körperrhythmen, also auf die Herzfrequenz und den Pulsschlag. Dadurch wird der Blutdruck und somit auch die Gehirnaktivität mitgesteuert.
Ebenso reagieren Atemrhythmus, Sauerstoffverbrauch, Stoffwechsel und Schmerzempfinden auf musikalische Reize.

 


 

Musik weckt Gefühle

Musik ist eine der schönsten und effektivsten Arten, Gefühle auszudrücken und zu erleben. Genauso wie ein Bild oder ein anderes Kunstwerk in uns Gefühle weckt, empfinden wir beim Musikhören bestimmte Emotionen. Es sind bereits zahlreiche empirische Studien zum Thema Musik und Emotion gesammelt worden, die Wissenschaft beschäftigt sich immer intensiver mit klanglich emotionalen Reizen.

 


 

Wie funktioniert Emotion?

„Emotionen sind körperlich-seelische Reaktionen, durch die ein Umweltereignis aufgenommen, verarbeitet, klassifiziert und interpretiert wird, wobei eine Bewertung stattfindet. Dabei hat eine Emotion zunächst einen körperlich-vegetativen Aspekt: Die Verarbeitung eines Reizes wirkt sich auf unser vegetatives (unwillkürliches) Nervensystem und auf unterschiedliche Organsysteme aus (Herz-Kreislauf, Atmung, Haut, ...). Gleichzeitig wirkt sich eine Emotion auf unsere willkürliche und unwillkürliche Motorik aus (Gesichtsausdruck, Körperhaltung, ...). Schließlich ist eine Emotion ein erlebter Zustand, eine Stimmung, die in der Regel von dem, der sie empfindet, benannt und beschrieben werden kann.“
(aus: „Emotionen“, Thomas Hülshoff, Ernst Reinhardt Verlag, München Basel)

Obwohl Emotionen wissenschaftlich nun bereits ein Jahrhundert lang untersucht werden, sind
Studien zu emotionalen Reaktionen auf Musik eher selten, obwohl der Musik die unterschiedlichsten Wirkungen zugeschrieben werden:
Sie kann beim Hörer eine Gänsehaut auslösen oder ihn zum Träumen anregen. Sie kann uns helfen, von einem weniger erwünschten psychischen Zustand in einen erwünschteren zu wechseln. So hilft Musik beim Entspannen, wenn man angespannt ist, oder sie flößt einem Mut ein, wenn man ängstlich oder aufgeregt ist.
Musik intensiviert bestehende Emotionen, sie kann beispielsweise Freude und Glücksgefühle verstärken bis hin zu Rauschzuständen.

Wenn Sie sich nun folgende beiden Musikbeispiele anhören, werden Sie sehr schnell erkennen welch unterschiedliche Gefühle sie bei Ihnen hervorrufen. Es handelt sich hierbei um zwei Klavierstücke:

 

Schubert: 2. Satz aus der Klaviersonate in B-Dur

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Schumann: Haschemann aus Kinderszenen

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Die Musik Sequenzen werden mit Erlaubnis der Classical Piano Midi Page http://www.piano-midi.de verwendet, © Bernd Krueger.

 

In klarem Kontrast zueinander stehen die Wirkungen von Bach, Mozart oder New Age-Klängen, welche einen beruhigenden und sogar heilenden Effekt im Menschen hervorrufen, zu Death Metal, Gothic und ähnlichem, welche „destruktiv“ wirken und im Menschen Aggression, Depression und andere starke negative Gefühle entwickeln.
Musik kann in uns auch Erinnerungen wachrufen. So erinnern sich Alzheimerkranke, denen man Stücke aus ihrer Jugend vorspielt, zuweilen an Dinge, die längst vergessen schienen. Wie genau solche Prozesse funktionieren, liegt noch immer im Dunkeln. Eindeutige Belege für medizinische Wirkungen von Musik sind deshalb rar.

 


 

Die Mathematik des Rhythmus

Der Mensch ist „programmiert“ auf Rhythmus. Es gibt nichts, das nicht einem Rhythmus folgen würde. Was uns von der ersten Minute unseres Lebens begleitet, ist das Schlagen unseres Herzens, die Rhythmik unseres Atems – die erste Erfahrung von „Leben“. So kommen wir auf die Welt und gewöhnen uns an diesen Rhythmus in uns drin.
Wir lernen gehen, ein weiterer Prozess der unser Rhythmusgefühl schult, der uns auf die Vielfalt der Rhythmen hinführt. Wir beginnen in unserem Umfeld Muster zu erkennen, die Zyklen und Muster der Natur zu verfolgen: Tag-Nacht, Sommer-Winter, Schlafrhythmus, Essrhythmus und vieles mehr.

Allgemein kann man sagen, dass rhythmisch betonte Musik sehr anregend, aufputschend, stimulierend und belebend wirkt, während langsame, ruhige und sanfte Musik eher beruhigend und entspannend ist. Sakrale bzw. religiöse Musik erweckt oft eine feierliche und bewegende Stimmung, während Lieder mit monotonen und sich stets wiederholenden Passagen tranceartige Zustände zur Folge haben können bzw. dies bewusst beabsichtigen.

Ob wir uns durch ein Musikstück einer bestimmten Musikrichtung zum Tanzen animiert fühlen oder ob dasselbe nur ein schönes Klangerlebnis in uns weckt, hängt von der Vielschichtigkeit ihres Rhythmus ab.
Brasilianische Physiker haben ein Analyseverfahren entwickelt, mit dem diese rhythmische Komplexität von Musik gemessen werden kann. Damit lassen sich die durch die Rhythmik bedingten Schwankungen der Lautstärke bestimmen und deren Kompliziertheit in einer Zahl ausdrücken.
Die Forscher von der Universität von Alagoas verwendeten für ihre Analyse ein Verfahren, wie es ähnlich auch zur Auswertung der Muster eines Herzschlags oder von Schwankungen an der Börse verwendet wird. Damit werteten sie die Komplexität von vier Minuten-Abschnitten verschiedener Musikstücke aus.
Am unteren Ende der Skala rangierte besonders gut tanzbare Musik mit stampfenden Rhythmen wie Techno und die traditionelle brasilianische Forró-Musik.
Zu meiner und gleichsam der Überraschung der Forscher lagen Jazz und Rock 'n' Roll im Mittelfeld etwa gleichauf.
Die komplexeste Rhythmik wiesen europäische klassische Musik und klassische indische Musik auf.
Man darf diese Skala jedoch nicht als Qualitätsmaßstab für Musik ansehen, betonen die Forscher. Die Analyse zeigt lediglich, welcher Musikstil besser zum Tanzen und welcher besser zum Anhören geeignet ist.

 


 

Das Tempo

Das Tempo eines Musikstückes zeigt bemerkenswerte emotionale Auswirkungen auf unseren Körper. Normale Körperfunktionen laufen bei 72 Herzschlägen pro Minute (bpm) ab. Bei einem Tempo von mehr als 72 bpm wirkt Musik aufputschend, bei weniger beruhigend. Auffällig hierbei ist, dass ein Tempo von 60 bpm die stärkste Reaktion des menschlichen Körpers hervorruft. Dabei kommt es zur größten Entspannung und zu einer Entkrampfung. Die einzige Erklärung, die bis heute dafür gefunden wurde, beruht auf der Theorie, dass 60 bpm die ursprüngliche Herzfrequenz des Menschen waren in einer Zeit vor dem Zivilisationsstress.

Man kam zu dem Ergebnis, dass Stücke mit freudigem Charakter meist eine hohe Grundfrequenz mit vielen Obertönen und ein schnelles Tempo besitzen, weiters eine kräftige Lautstärke und einen sehr großen Tonhöhenverlauf.
Stücke von traurigem Charakter weisen tiefe Grundfrequenz und wenig Obertöne und eine geringe Lautstärke auf und haben ein langsames Tempo.

 


 

Dur und Moll

Manche Lieder rufen eine melancholische Stimmung hervor, andere machen lustig, fröhlich, heiter und ausgelassen. Während die Allerkleinsten noch einige Schwierigkeiten damit haben, zwischen traurigen und fröhlichen Melodien zu unterscheiden, verlassen sich Fünfjährige dafür auf das Tempo der gehörten Klangfolgen. Erst ab dem sechsten Lebensjahr entwickeln Kinder ein Gefühl für den grundsätzlichen Unterschied von Dur- und Moll-Tonarten.

Studien zum Vergleich der emotionalen Wirkung von Musik in Moll unterschiedlicher Kulturen ergaben ein uneinheitliches Bild: Der Musikpsychologe Günter Kleinen von der Universität Bremen hatte deutschen und chinesischen Hörern die Arie "Ihr habt nun Traurigkeit" aus dem Requiem von Johannes Brahms vorgespielt. In beiden Kulturen wurde der Grundaffekt "Trauer" zwar im Prinzip richtig erkannt, doch zeigten sich ebenso Unterschiede auf den Skalen "kraftvoll" und "leidenschaftlich".
Eindeutig zeigt diese Studie, dass das Strukturmerkmal "Moll" als einziges Merkmal nicht ausreichend ist, um einen eindeutigen Affekt darzustellen. Der schnelle Anfangssatz aus Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter g-Moll-Sinfonie wurde in beiden Kulturen als "gar nicht traurig" bewertet. (Vergl. auch weiter oben Hörbeispiel 1: es ruft in uns eine eher traurige Stimmung hervor und ist in B-Dur geschrieben)

Ob und welche Emotionen in uns angeregt werden, ist von der Situation, der Verfassung, den Umständen und der Grundstimmung des Hörers abhängig.

[Bild] Konzert
Bildquelle: Eigene / © Johannes Gilli ..

Musikpsychologische Forschungen lassen bislang nur überraschend wenig Regelhaftes im emotionalen Erleben von Musik erkennen. Ein bestimmtes Musikstück kann von dem einen als fröhlich, motivierend, von einem anderen aber gleichzeitig als eher traurig und deprimierend eingeschätzt werden. Gefühlsreaktionen können so individuell sein, wie der Mensch selbst.
Den größten Effekt erzielt ein Musikstück in seinem Zuhörer, wenn die vermittelte Stimmung mit der Grundstimmung der Person übereinstimmen.

 


 

Musik und Drogen

Laute Musik verlängert die Wirkung der Droge Ecstasy bedeutend. Das haben italienische Wissenschaftler herausgefunden, als sie Ratten verschiedene Dosen des Wirkstoffs MDMA, den Hauptbestandteil von Ecstasy injizierten. Dabei teilten sie die Tiere in 2 Gruppen auf, die einen wurden schon eine Stunde vor der Injektion mit einem Tongemisch aus verschiedenen Frequenzen mit einer Lautstärke von 95 Dezibel beschallt (die maximale Lautstärke, die in italienischen Diskos erlaubt ist), die anderen befanden sich auch nach der Injektion in einer ruhigen Box.

[Bild] Drogen
Bildquelle: aboutpixel.de / © Andi Streidl

Das Ergebnis: Bei den "Partyratten" dauerte es fünf Tage, bis ihr Gehirn wieder seine normale Aktivität erreicht hatte. Die Ratten in ruhiger Umgebung hingegen hatten sich schon nach einem Tag erholt.

 


 

Musik und Kognition

Zahlreiche musikpsychologische Studien beschäftigen sich mit den Wirkungen der Musik auf
kognitive Fähigkeiten (Leistungsfähigkeiten des Gehirns).
Man weiß, dass sich beim Umgang mit Tönen und Melodien das Gehirn besser entwickelt. Amerikanische Forscher stellten fest, dass bereits das Hören von Musik Intelligenz und Ausdrucksfähigkeit anregte. Ihrer Untersuchung lag allerdings ein Stück von Mozart zugrunde - ob Techno oder Heavy Metall genauso wirken, ist noch nicht bewiesen.

Auch eine Studie des Pädagogen Hans Günther Bastian scheint zu belegen, dass musikalische Bildung den Menschen sogar bessert. Von 1992 bis 1998 hat er zwei Schülergruppen in Berlin beobachtet. Die Schüler in der einen Gruppe lernten ein Instrument, die anderen nicht. Am Ende schnitten die musikalisch geförderten Kinder nicht nur in Intelligenztests besser ab, sondern waren auch sozial kompetenter und friedfertiger.

Sicher ist auch, dass beim Notenlernen abstraktes und räumliches Denken gefördert wird. Verschiedene deutsche und österreichische Studien zeigen außerdem, dass Kinder, die ein Instrument spielen lernen, durchaus intelligenter, motivierter und damit besser in der Schule sind als solche ohne Instrumentalpraxis. Sie sind auch ausgeglichener und kommunikativer.


 
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