Wirkung von Musik auf den Körper
Nach dem Sehen ist das Hören die zweitwichtigste Sinneswahrnehmung des Menschen. Bereits im Mutterleib registrieren unsere Ohren Geräusche und lernen die Stimme unserer Mutter von der anderer Personen zu unterscheiden. Etwa ab dem siebten Schwangerschafts-monat hat das ungeborene Kind bereits die Fähigkeit, das Gehörte richtig einzuordnen, ob es für ihn angenehm oder unangenehm ist, harmlos oder gefährlich. Bereits im Alter von vier bzw. fünf Monaten reagieren Ungeborene differenziert auf Musik. Bestimmte Lieder wirken auf sie beruhigend, während andere die Babys zu strampelnden Bewegungen animieren. Musik hat einen großen Einfluss auf die körperliche Befindlichkeit und wirkt auf die Körperrhythmen, also auf die Herzfrequenz und den Pulsschlag. Dadurch wird der Blutdruck und somit auch die Gehirnaktivität mitgesteuert.
Musik weckt GefühleMusik ist eine der schönsten und effektivsten Arten, Gefühle auszudrücken und zu erleben. Genauso wie ein Bild oder ein anderes Kunstwerk in uns Gefühle weckt, empfinden wir beim Musikhören bestimmte Emotionen. Es sind bereits zahlreiche empirische Studien zum Thema Musik und Emotion gesammelt worden, die Wissenschaft beschäftigt sich immer intensiver mit klanglich emotionalen Reizen.
Wie funktioniert Emotion?„Emotionen sind körperlich-seelische Reaktionen, durch die ein Umweltereignis aufgenommen, verarbeitet, klassifiziert und interpretiert wird, wobei eine Bewertung stattfindet. Dabei hat eine Emotion zunächst einen körperlich-vegetativen Aspekt: Die Verarbeitung eines Reizes wirkt sich auf unser vegetatives (unwillkürliches) Nervensystem und auf unterschiedliche Organsysteme aus (Herz-Kreislauf, Atmung, Haut, ...). Gleichzeitig wirkt sich eine Emotion auf unsere willkürliche und unwillkürliche Motorik aus (Gesichtsausdruck, Körperhaltung, ...). Schließlich ist eine Emotion ein erlebter Zustand, eine Stimmung, die in der Regel von dem, der sie empfindet, benannt und beschrieben werden kann.“ Obwohl Emotionen wissenschaftlich nun bereits ein Jahrhundert lang untersucht werden, sind Wenn Sie sich nun folgende beiden Musikbeispiele anhören, werden Sie sehr schnell erkennen welch unterschiedliche Gefühle sie bei Ihnen hervorrufen. Es handelt sich hierbei um zwei Klavierstücke:
In klarem Kontrast zueinander stehen die Wirkungen von Bach, Mozart oder New Age-Klängen, welche einen beruhigenden und sogar heilenden Effekt im Menschen hervorrufen, zu Death Metal, Gothic und ähnlichem, welche „destruktiv“ wirken und im Menschen Aggression, Depression und andere starke negative Gefühle entwickeln.
Die Mathematik des RhythmusDer Mensch ist „programmiert“ auf Rhythmus. Es gibt nichts, das nicht einem Rhythmus folgen würde. Was uns von der ersten Minute unseres Lebens begleitet, ist das Schlagen unseres Herzens, die Rhythmik unseres Atems – die erste Erfahrung von „Leben“. So kommen wir auf die Welt und gewöhnen uns an diesen Rhythmus in uns drin. Ob wir uns durch ein Musikstück einer bestimmten Musikrichtung zum Tanzen animiert fühlen oder ob dasselbe nur ein schönes Klangerlebnis in uns weckt, hängt von der Vielschichtigkeit ihres Rhythmus ab.
Das TempoDas Tempo eines Musikstückes zeigt bemerkenswerte emotionale Auswirkungen auf unseren Körper. Normale Körperfunktionen laufen bei 72 Herzschlägen pro Minute (bpm) ab. Bei einem Tempo von mehr als 72 bpm wirkt Musik aufputschend, bei weniger beruhigend. Auffällig hierbei ist, dass ein Tempo von 60 bpm die stärkste Reaktion des menschlichen Körpers hervorruft. Dabei kommt es zur größten Entspannung und zu einer Entkrampfung. Die einzige Erklärung, die bis heute dafür gefunden wurde, beruht auf der Theorie, dass 60 bpm die ursprüngliche Herzfrequenz des Menschen waren in einer Zeit vor dem Zivilisationsstress.
Dur und MollManche Lieder rufen eine melancholische Stimmung hervor, andere machen lustig, fröhlich, heiter und ausgelassen. Während die Allerkleinsten noch einige Schwierigkeiten damit haben, zwischen traurigen und fröhlichen Melodien zu unterscheiden, verlassen sich Fünfjährige dafür auf das Tempo der gehörten Klangfolgen. Erst ab dem sechsten Lebensjahr entwickeln Kinder ein Gefühl für den grundsätzlichen Unterschied von Dur- und Moll-Tonarten. Studien zum Vergleich der emotionalen Wirkung von Musik in Moll unterschiedlicher Kulturen ergaben ein uneinheitliches Bild: Der Musikpsychologe Günter Kleinen von der Universität Bremen hatte deutschen und chinesischen Hörern die Arie "Ihr habt nun Traurigkeit" aus dem Requiem von Johannes Brahms vorgespielt. In beiden Kulturen wurde der Grundaffekt "Trauer" zwar im Prinzip richtig erkannt, doch zeigten sich ebenso Unterschiede auf den Skalen "kraftvoll" und "leidenschaftlich". Ob und welche Emotionen in uns angeregt werden, ist von der Situation, der Verfassung, den Umständen und der Grundstimmung des Hörers abhängig.
Musikpsychologische Forschungen lassen bislang nur überraschend wenig Regelhaftes im emotionalen Erleben von Musik erkennen. Ein bestimmtes Musikstück kann von dem einen als fröhlich, motivierend, von einem anderen aber gleichzeitig als eher traurig und deprimierend eingeschätzt werden. Gefühlsreaktionen können so individuell sein, wie der Mensch selbst.
Musik und Drogen
Das Ergebnis: Bei den "Partyratten" dauerte es fünf Tage, bis ihr Gehirn wieder seine normale Aktivität erreicht hatte. Die Ratten in ruhiger Umgebung hingegen hatten sich schon nach einem Tag erholt.
Musik und KognitionZahlreiche musikpsychologische Studien beschäftigen sich mit den Wirkungen der Musik auf Auch eine Studie des Pädagogen Hans Günther Bastian scheint zu belegen, dass musikalische Bildung den Menschen sogar bessert. Von 1992 bis 1998 hat er zwei Schülergruppen in Berlin beobachtet. Die Schüler in der einen Gruppe lernten ein Instrument, die anderen nicht. Am Ende schnitten die musikalisch geförderten Kinder nicht nur in Intelligenztests besser ab, sondern waren auch sozial kompetenter und friedfertiger. |